...Denn mit Konstantin Gorny hat er einen Attila auf die Bühne gebracht, der unweigerlich die Sympathien auf seine Seite zieht: einen Archaicer
freilich, mit den nervösen und biegsamen Bewegungen einer Raubkatze, gefährlich in seiner Kompromisslosigkeit, aber im Unterschied zu seiner Umgebung frei von Hinterlist, geradezu bestechend geradlinig und
offenherzig - ein authentizitätsfanatischer Romantiker mit einer Stimme, mächtig wie ein Schwert....
...Nicht zuletzt das nuancenreiche Basstimbre des Hauptdarstellers verrät uns, dass der Held auch ein schwerblütiger Melancholiker ist. ...
08.12.2000
...Von den Sängern muß an erster Stelle der junge KOSTANTIN GORNY als Attila genannt werden. Manchmal schien es, als ob er seinen prächtig dahln strömenden und eine gute Legatokultur aufweisenden kantablen Baß bis an die Grenzen seinerstimmlichen Möglichkeiten forderte, dann aber doch alle Hürden mit Bravour nahm. Sein durchweg intensives und ausdrucksstarkes Singen führte zusammen mit der äußerst packenden, emotional geladenen Darstellung zu einem hervorragenden Rollenportrait des manischen, von seiner Kriegstust geradezu besessenen Hunnenkönigs, der sich dennoch einige edle Züge bewahrt hat. Absolute Höhepunkte waren die Traumerzählung Attllas und dessen Szene mit Papst Leo. Gorny gehört wahrlich zu den Sängern, die sich durch ihre Leistungen für die größten Häuser qualifizieren. Dennoch hoffe ich, daß er Karlsruhe noch lange erhalten bleibt...
...Der Bass Konstantin Gorny hat nach seinem Sarastro weiter zugelegt und ist in allen Details ein imponierender Titelheld...
.....Zu den Stärken beider Produktionen gehören die Titeldarsteller: Konstantin Gorny in Karlsruhe und Egils Silins in Straßburg; beide mit klangvoller, tadellos geführter Bassstimme - Gorny vielleicht mit etwas charakteristischerer, "schwärzerer" Farbe -, beide mit sängerisch-darstellerischer Ausstrahlung.
.... Ein Glücksfall für die Karlsruher Einstudierung ist allein schon Konstantin Gorny in der Titelpartie. Sie ist ihm fast schon wie auf den Leib geschrieben: So überragendes Format hat der Sänger in Karlsruhe bislang kaum erreicht. Mit der düsteren Energie seines Basses gibt er dem zwielichtigen, von Machtstreben und diffusen Gefühlen gebrochenen Hunnenkönig musikalisch wie darstellerisch ein bezwingendes Gesicht...
... Als Trumpf erwies sich stückimmanent die interessanteste, weil ungewöhnlich mutige Konfrontation zwischen Attila und Odabella.
Der noch junge Bassist Konstantin Gorny hat mit dem unbeugsamen Hunnen seine bisher beste Rolle gefunden, die ihn zwar kräftemäßig bis an die Grenze fordert, aber sein dunkel grundiertes Timbre voll zur Geltung kommen läßt. Den breit angelegten Melodienstrom Verdis füllt er ebenso süffig aus wie er seine Kampfeslust in leidenschaftlichem Agieren spürbar macht...
Warum ATTILA so selten auf den Spielplänen auftaucht ist kaum nachzuvollziehen, gehört dessen Musik doch zum Besten und Mitreißendsten, das der
junge Verdi geschrieben hat. Um den politischen Bezug der Oper, der heute nicht mehr jedem Besucher bewusst sein dürfte, wiederherzustellen, verlegte Regisseur THOMAS SCHULTE-MICHELS die Handlung in den aktuellen
Kosovo-Krieg. Attila ist der serbische Aggressor, Ezio ein ebenfalIs nicht uneigennütziger UNC-Führer und das geschundene Volk steht dazwischen Wenn auch über die Berechtigung einer solchen Verlegung durchaus
diskutiert werden kann, so muss dennoch zugegeben werden, dass das Konzept hier passte und überaus spannend umgesetzt wurde. Zumal ihm WOLF MÜNZER ein geniales Bühnenbild konstruiert hatte, das mit drei gegeneinander
drehbaren Brücken immer neue Auftritte und Abgänge ermöglichte Musikalisch standen sich die beiden Premieren in ihrer grandiosen Wirkung nicht nach.
KAZUSHI ONO zeigte, wie bereits bei "Macbeth", dass ihm der junge Verdi ganz besonders liegt. Handfestes Zupacken und der Aufbau großer dramatischer
Steigerungen zeichneten seine Interpretation aus.
Geradezu sensationell zu werten ist die Leistung KONSTANTIN GORNYS als Attila. Als vielversprechender junger Bass schon des öfteren mit schönen
Leistungen aufgefallen, kam eine solch furiose Interpretation dennoch überraschend. Er ergriff die Chance, die ihm eine perfekt in die Stimme geschriebene Partie bot und riss das Publikum vom ersten Auftritt an zu
Beifallsstürmen hin. Die warme, strahlende Höhe ließ ihn für die Rolle besonders geeignet erscheinen.
Nicht nach stand Ihm die neuverpflichtete WESSELA ZLATEVA als Odabella. Die gefürchtete Partie bereitete ihr keinerlei Probleme, ihrer enorm
dramati-schen Stimme standen auch fein schattierte piani zur Verfügung, und die Koloraturen schienen wie für sie geschrieben - ein großartiges Hausdebüt. Leider konnte HARRIE VAN DER PLAS hier nicht mithalten. Er
versuchte, seinem schmalen und technisch unzulänglichen Tenor die dramatischen Töne des Foresto abzuringen - angestrengt herausgeschleuderte Spitzentöne, eine rauhe Mittellage und eine nicht vorhandene Tiefe waren
die Folge. IVAN DIMITPOV, ursprünglich erst für die B-Premiere vorgesehen, brauchte einige Zeit um sich freizusingen, doch dann reihte sich sein Ezio überzeugend in die Reihe seiner Kollegen Gorny und Zlateva ein.
Leone war mit dem sonoren ANDREJ TELEGIN sehr gut, Ubaldo mit dem (sehr) deutschen Buffo GUNTER NOWAK eher dürftig besetzt.
Die B-Premiere präsentierte vor allem mit MARCO BERTI den mit Abstand überzeugenderen Foresto. Seinem schöntimbrierten Spintotenor unterliefen zwar ein
paar kleinere Wackler, aber man musste nie fürchten, er könnte neben seiner Partnerin untergehen. Er wäre der ideale Partner für Wessela Zlateva gewesen! Denn er hatte in dieser Zweit-Premiere mit GABPIELLA MORIGI
eine Odabella an seiner Seite, für die diese Partie zu früh kam. Technisch ist sie durchaus in der Lage, in die Rolle hineinzuwachsen, doch noch artet jede dramatische Ausbruch in reinen, oftmals flackernden Schrei
aus. Ob man als Attila GPEGORY FRANK oder Konstantin Gorny bevorzugt, liegt ausschließlich im Bereich des persönlichen Geschmacks. Frank hat sicher die größere Stimme bei ebenso sicherer Höhe, doch seine
Interpretation wirkte kalkulierter, er war sich seiner Wirkung jederzeit sicher, dagegen berührte Gorny direkter. Ivan Dimitrov brachte diesmal von Anfang an die von ihm gewohnte Leistung, und mit HANS-JÖRG
WEINSCHENK war der Ubaldo besser besetzt, dafür hatte KARL-HEINZ HAACK für den Leone einen zu kleinen und reichlich rauhen Baß. Daß der Karlsruher Chor wiederum eine großartige Leistung bot und zu Recht gefeiert
wurde, ist kaum mehr der Rede wert, so sehr hat man sich bereits daran gewöhnt. Die musikalische Leistung wurde durchwegs bejubelt, das Regieteam dagegen fand eine sehr zwiespältige Aufnahme.
Stand: 04.03.09